Geschichte


Die geschichtlichen Wurzeln des Musado reichen bis in das Korea des vierten Jahrhunderts zurück. In dieser Zeit widmeten sich Bauern, aber auch Sklaven, ebenso wie Mönche und die unterschiedlichen herrschenden Klassen, Könige, Adlige und Ritter, intensiv der Entwicklung und Optimierung ihrer Kampfmethoden. Über die Jahrhunderte hinweg entstanden so drei bedeutende Kampfrichtungen in Korea.

Sado Mu Sul

 

Dem einfachen Volk war es nicht gestattet, kriegerische Waffen, wie z.B. Schwerter, zu besitzen. Ohnehin hätten die wenigsten von ihnen sich solche Waffen leisten können. Um dennoch ihr Habe und ihr Leben vor Überfällen und Angriffen schützen zu können, entwickelten sie waffenlose Kampftechniken wie Su Bak, Kwon Bup und Tae Kyon. Der Einsatz der Fäuste, steinharte Handkantenschläge und geschickte Fußtritte bestimmen diese Kampfformen. Da jedoch auch Arbeitsgeräte, Knüppel und sogar Steine bei der Verteidigung wertvolle Hilfe leisteten, wurde der Umgang mit ihnen gezielt geübt und kontinuierlich verbessert. Diese Kampftechniken hielten die Clans streng geheim und gaben sie nur in ihren eigenen Reihen weiter. Man fasst sie unter dem Begriff Sado Mu Sul zusammen.

 

Bulkyo Mu Sul

 

Dass selbst Mönche in jener Zeit vor feindlichen Übergriffen nicht geschützt waren, liegt auf der Hand. Obendrein verbat ihnen ihr Glauben, Leben zu nehmen. Die koreanischen buddhistischen Mönche waren daher gezwungen, Angriffe abzuwehren und Gegner unter ihre Kontrolle zu bringen, ohne dabei zu töten. Vor dem Hintergrund ihres strengen, religiösen Lebens entstanden so einmalige Selbstverteidigungstechniken. Religiöses Seinsverständnis und religiöse Praktiken, wie die Meditation, ermöglichten den Mönchen die absolute Geist-Körper-Harmonie. Auch zeichneten sie sich durch ihr profundes Wissen aus, ihre hohen geistigen Erkenntnisse flossen in die verschiedenen Künste ein. Die Synthese aus all diesen Elementen war die perfekte Basis für die Entwicklung von Techniken wie Chim Goo Sul Bup, d.h. Akupressurtechniken, mit denen der Gegner gelähmt werden konnte, für Mok Sul, d.h. Hebeltechniken, die zumeist an den schmerzempfindlichen Handgelenken ausgeführt wurden, sowie für Bon Sul, also für Stockkampftechniken mit dem Wanderstab. Zur gleichen Zeit, in der das Bulkyo Mu Sul Fuß fasste, begann in Korea eine Blütezeit der Malerei und Architektur, der Dichtung und der Heilkünste, nicht zuletzt durch den Einfluss dieser Mönche.

 

Kung Jung Mu Sul

 

Die koreanischen Herrscher von der Königsfamilie bis hin zu Adligen und Rittern konnten sich geschmiedete Waffen, Pferde, teure Rüstungen und erprobte Lehrmeister leisten. An ihren Höfen versammelten sie Schmiede und Handwerker, Krieger und Weise. Die Ausbildung der jungen Krieger dieser hohen Gesellschaftsschichten befasste sich nicht nur mit dem Kampf; sie galt ebenso der ethischen und geistigen Bildung, selbst der Kunst und der Literatur. Der zu jener Zeit herrschende König Chin Heung wollte jedoch keine über das Land verstreuten Elite-Kämpfer, und so schuf er um 563 n. Chr. die Hwa Rang, die „blühenden Ritter“, eine gut organisierte und bestens ausgebildete Ritterkaste, deren Mitglieder durch einen speziellen Ehrenkodex zu Loyalität und höchsten Leistungen angehalten wurden.


Der Ehrenkodex, der für alle Hwa Rang verbindlich galt, lässt sich auf folgende fünf Regeln zurückführen:

 

1. Sei deinem König treu ergeben

2. Gehorche deinen Eltern

3. Ehre deine Freunde und vertraue ihnen

4. Sei ausdauernd im Kampf

5. Nimm niemals ein Leben ohne Grund

 

Ein Ritter der Hwa Rang zeichnete sich nicht nur durch seine exzellenten Kenntnisse im Umgang mit dem Schwert aus, sondern auch durch sein umfassendes Wissen, seine Intelligenz, seinen Mut und seine stattliche Erscheinung. Um symbolisch auf das angestrebte Ideal einer körperlich-seelischen Harmonie hinzuweisen, betonte man körperliche Schönheit zusätzlich durch wohl gewählten Schmuck. Nicht ohne Grund werden die Hwa Rang mit den japanischen Samurai verglichen. Frauen waren hier nicht ausgeschlossen, sie konnten sogar Führungspositionen einnehmen. Unter den Kampfkünsten des Koong Jong Mu Sul übten sich die Hwa Rang besonders im Schwertkampf, Lanzenkampf, Bogenschießen und im Soo Bak do, einer Kunst der unbewaffneten Selbstverteidigung.

 

Aus den Reihen dieser Hwa Rang baute König Chin Heung eine Spezialtruppe auf, die Sulsa. Deren Aufgabe war es, spezielle Missionen und Erkundungen zu bestreiten und den König und seine Gerichtsberater zu schützen. Zusätzlich zu ihrer Ausbildung als Hwa Rang lernten die Sulsa „Amja“ (Betrügerei und Täuschung) und Unschienbein-Bebop (Kunst der Unsichtbarkeit). Als Spezialisten im Kampf gegen irreguläre Kräfte wurden sie geschult im Eindringen auf feindliches Territorium, im Sammeln von Wissen und Geheimnissen sowie in der Kunst des Tötens und Überlebens; man setzte sie weit hinter den feindlichen Linien ein. Diese Spezialkämpfer bildeten sozusagen das koreanische Gegenstück zu den japanischen Ninja. Auch für die Sulsa galt der Ehrenkodex der Hwa Rang – ergänzt um eine wichtige Maxime: Nicht alle Elemente dieser koreanischen Kampfkunstrichtungen konnten über die Jahrhunderte hinweg bis in die Gegenwart gerettet werden, so manches viel der Vergessenheit anheim. Dennoch bilden diese Kampfkünste einen Hintergrund, der stark genug war, als Basis für die Entwicklung des Musado zu dienen. Das traditionelle Musado hat Kampftechniken aller drei Richtungen in sich aufgenommen und übermittelt somit ein Erbe aus längst vergessener Zeit!

 

Musado MCS

 

Aus diesem traditionellen Stil entwickelte Herbert Grudzenski (Gründer der World Musado Association) in Deutschland in den 80er Jahren ein Nahkampf-System, genannt Musado MCS, was bis zum heutigen Tag hauptsächlich in der Tschechischen Republik und in Brasilien unterrichtet wird. MCS steht dabei für "Military Combat System" und wurde ausschließlich für Sicherheitsorgane entwickelt. Ob und wie sich dieses System nach Abspaltung der Schule Musado München weiterentwickelt hat, entzieht sich unserer Kenntnis.

 

Musado RSD

 

Musado RSD  hat sich an heutigen, zivilen Bedürfnissen orientiert und wird seit der Entstehung 2013 kontinuierlich weiterentwickelt. "RSD - Real Self Defense" steht dabei für realistische Selbstverteidigung. Es soll zu jeder Zeit an jedem Ort der Selbstverteidigung dienen. Dabei hat Musado RSD nichts mit dem Traditional Musado oder dem Musado MCS der World Musado Association zu tun, gleichwohl diese als Basis für den Stil dienten. Alle seriösen "Neugründungen" - beispielsweise das Kempo-Jiu Jitsu aus Großbritannien oder Bruce Lee´s "Jeet Kune Do" haben sich auf Vorhandenes gestützt, für überflüssig befundenes weggelassen und Lücken durch vorhandene Techniken anderer Stile ergänzt. Daher finden sich in Musado RSD beispielsweise Techniken aus dem Escrima wieder. Ebenfalls wurde der Bereich "Boden" ergänzt und vom systematisch abgeschlossenen Modulaufbau der ursprünglichen Stile Abstand genommen. Im Wettkampfbereich bedient sich Musado München weiterer Elemente aus dem Judo- & JuJutsu-Bereich.